Multimedia
Rauminstallation in Sulz am Neckar 2006
Digitaldruck durchsichtig 400 x 600 cm
Perspektive als ein zentrales Thema der bildenden Kunst seit der Renaissance ist in dieser ehemaligen Buntweberei durch die Säulenordnung in geradezu klassischer Weise vorgegeben.
Der zentrale Blick in den Raum in Richtung der Pforte, die zugleich Lichtquelle ist, wird durch die künstlerische Intervention einer zwischen zwei Säulen gespannten transparenten Plane zunächst verstellt.
Trotzdem bleibt der Blick frei; die Plane ist durchsichtig und zeigt als digitales Bild ebenfalls eine Raumperspektive, allerdings von einem anderen Standpunkt aus. Die Relativität ist ja gerade die Eigenschaft alles Perspektivischen. Und insofern mischt sich nun der real wahrgenommene Raum mit dem Bild des Raumes zu einem neuen Ganzen.
Mit jeder Bewegung des Betrachters entstehen neue Konstellationen dieser Zusammensicht: im transparenten Bild mischt sich der im Bild dargestellte Raum 1:1 mit dem Realraum. Welche Säule ist real, welche ist im Bild ? Ist die einzige kleine Figur in dem großen Raum wirklich da, oder ist sie auch Teil des Bildes ?
Diese neue Sehgewohnheit wird offeriert, ist eine mediale message des Bildes im Raum.
Wenn man dieses „Zusammensehen“ entdeckt hat, ergeben sich gerade für den Betrachter neue eigene Bild Perspektiven, die das jedem Menschen eigene kreative Potential aktivieren können.
„Sich ein eigenes Bild machen“ kann nun wörtlich genommen werden. Will man es fixieren, ist das per Foto oder Filmkamera möglich. Das „ich sehe was, was Du nicht siehst“ ist ein menschlich archaisches Spiel mit der Wahrnehmung, wie wir es sicher alle als Kinder schon einmal gemacht haben.
Der Raum spielt noch einmal in einem doppelten Sinn eine Rolle: aus größerer Entfernung ist der Eindruck realistisch, auch wenn sich Bild und Realraum mischen. Von Nahem aber werden deutlich sichtbar die Grundelemente des Bildes, die Pixel. Hier sieht man farbliche Übersteigerungen, fast konstruktiv abstrakte Quadratfolgen, wie Derivate des Raumes, die geisterhaft wirken.
Das System der technischen Bilderzeugung wird offen gelegt, macht also ebenfalls transparent. Hier begegnen wir quasi der Archaik des digitalen Zeitalters.
Das Verschwinden des sichtbaren Bildträgers gibt der Arbeit zusätzlich etwas geistig Schwebendes und Immaterielles.
De fellrath 2010-06-16